Wenn der innere Türsteher sagt: „Bleib, wo du bist!”

Von widerspenstigen Glaubenssätzen, die bleiben dürfen und anderen Wahrheiten
Liebe Leserin,
20 Jahre saß ich beruflich vor dem Laptop, formulierte Texte, stand oft hinter der Kamera, um andere glanzvoll in Szene zu setzen. Nach außen schien es so, als würde alles passen – eine Journalistin und Pressereferentin, die ihr Handwerk verstand. Vielleicht war es auch so, ganz objektiv.
Doch ich fühlte mich nie qualifiziert genug. Nicht mangels Ausbildung oder Feedbacks. Der Grund saß tiefer, in mir drin, seit der Kindheit: eine widerspenstige Stimme, die mir zuflüsterte: „Bleib im Hintergrund – dann fällt deine Unfähigkeit und Mittelmäßigkeit nicht auf.”
Dieser Gedanke war mächtig, wie ein Türsteher, der jedes Mal die Hand hob, wenn ich weitergehen wollte. „Bleib wo du bist! Du kommst heut nicht durch!“ Und ich hörte natürlich eingeschüchtert auf ihn.
Wenn die innere Stimme zur Wahrheit wird
Glaubenssätze sind keine rationalen Entscheidungen. Sie sind emotionale Überzeugungen, die wir irgendwann – meist früh und unbewusst – als Schutzstrategie entwickelt haben. Psychologen sprechen von „Core Beliefs”, tief verankerten Annahmen über uns selbst, andere und die Welt. Sie entstehen in wiederkehrenden, ähnlichen Momenten der Verletzlichkeit: ein kritischer Blick, eine beiläufige Bemerkung, eine Situation, in der wir uns nicht genug, nicht gewollt, nicht gesehen fühlten.
Die Konsequenz meines Glaubenssatzes war ein innerer Kompromiss: Wenn ich mich nicht zeige, kann ich auch nicht enttäuschen. Wenn ich im Hintergrund bleibe, bin ich sicher. Das Perfide: Das fühlte sich wie Selbstschutz an. Tatsächlich aber war es ein Gefängnis.
Die Forschung zur Selbstwirksamkeit zeigt: Wir vermeiden nicht das, was wir nicht können – sondern das, von dem wir glauben, es nicht zu können. Der Unterschied ist entscheidend. Denn er bedeutet: Zwischen uns und unserem Potential liegt oft nur eine Geschichte, die wir über uns erzählen.
Der erste Schritt zur Veränderung ist fast immer Ehrlichkeit – mit sich selbst. Doch kaum wagen wir, unsere wahren Bedürfnisse anzuschauen, treten die Glaubenssätze auf den Plan. Sie erzeugen Unbehagen, das zu diffuser Angst wird, die uns lähmt. Ich erinnere mich an den Moment, als ich mir eingestand: Ich will wirken und gesehen werden. Gleichzeitig schoss der vertraute Satz hoch: Wer bist du denn, dass du dich in den Mittelpunkt stellst?
Das ist die Crux: Glaubenssätze fühlen sich wie Wahrheit an. Sie haben die Autorität von Fakten, obwohl sie nichts als Interpretationen sind – eingefrorene Momente aus der Vergangenheit.
Auflösen oder entkräften?
Ich habe mich diesem Satz gestellt. In vielen kleinen Momenten der Auseinandersetzung. Und hier ist etwas Wichtiges: Manche Glaubenssätze lassen sich auflösen. Viele aber – und das zeigt die Erfahrung – können vor allem entkräftet werden: durch das Wissen um sie und durch das bewusste Dagegenhalten der Wahrheit.
Entkräften heißt: Ich erkenne den Glaubenssatz, wenn er auftaucht. Ich fühle die vertraute Enge. Aber ich gebe ihm nicht mehr die Macht, meine Entscheidungen zu treffen. Die Angst vor Sichtbarkeit ist noch da – doch sie ist nicht mehr meine Anführerin, sondern eine nervöse Beifahrerin, die ich zur Kenntnis nehme, ohne das Steuer abzugeben.
Wenn ich heute vor einer Gruppe stehe – wie bei unserer Frauen-Auszeit – spüre ich es sehr deutlich: das Zittern, die Frage, ob ich qualifiziert genug bin. Doch zwischen diesem Gefühl und meinem Handeln ist etwas Neues getreten: Bewusstsein. Und andere Wahrheiten.
Ich habe mir Sätze erarbeitet, die den alten etwas entgegensetzen: Ich zeige mich – weil ich etwas zu geben habe, das einen Unterschied macht. In meiner Unperfektion und Aufrichtigkeit liegt die Kraft, anderen Mut zu machen.
Positive Glaubenssätze funktionieren nicht, weil sie schön klingen, sondern weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass sie wahr sein können.
Mein Weg hat mir gezeigt: Negative Glaubenssätze verschwinden meist nicht einfach. Sie werden leiser, weniger dominant, durchlässiger. Aber sie bleiben oft Teil unserer inneren Landschaft. Und das ist okay. Denn es geht nicht darum, perfekt zu werden oder alle Zweifel auszulöschen. Es geht darum, neben den Zweifeln das eigene Leuchten zu stärken – bis es heller wird als die Angst.
Raum zur Reflexion und zur Neuorientierung
Genau hier setzt unsere Frauen-Auszeit im November an. Das Thema Glaubenssätze und mehr Selbstachtung zieht sich durch alle Workshops – von der Kakaozeremonie über die beiden Coaching-Workshops bis zum Waldbaden. Es geht dabei weniger um Wissensvermittlung, sondern um Raum zur Reflexion und Erkenntnis. Raum zur Neuorientierung und zum Navigieren. Raum zum Manifestieren.
Im kreativen Neurografik-Workshop geben wir den inneren Stimmen buchstäblich Form. Wir malen sie auf, sehen sie uns an, verändern ihre Linien, ihre Macht, ihre Bedeutung. Was wir sichtbar machen, können wir verändern. Was wir benennen, verliert seine diffuse Bedrohlichkeit.
Ja, es ist Arbeit. Du wirst gefordert, dich den Themen zu stellen, die du vielleicht lange umschifft hast. Aber genau dafür bist du da. Deine Zeit ist kostbar – und du hast sie verdient, sie für echte Veränderung einzusetzen. Und gleichzeitig: Du gehst diesen Weg nicht allein. Du wirst getragen – von einer Gruppe von Frauen, die Ähnliches durchmachen. Von einem Rahmen, der Raum lässt für Erholung, Genuss, für das so notwendige Auftanken.
Wenn du spürst, dass da auch in dir etwas ist, das gesehen werden will – eine Sehnsucht nach mehr Sichtbarkeit, mehr Authentizität, mehr Selbstachtung –, dann ist vielleicht jetzt dein Moment. Die Türen zur Frauen-Auszeit im November und weiteren achtsamen Angeboten stehen offen. Vielleicht ist es Zeit, dich auf den Weg zu machen.
Übrigens:
Moni und ich sind gerade stolz wie Bolle – wir sind im aktuellen Lifestyle-Magazin Freundin auf zwei Seiten zu sehen! Dort erzählen wir von unserer Freundschaft und der Frauen-Auszeit. Schau mal auf die Heftseite 9 der Ausgabe 22/2025.