Warum verschieben wir unsere Träume?

„Ich habe einen ganz einfachen Geschmack. Ich bin stets mit dem Besten zufrieden“, sagte Lebemann und Schriftsteller Oscar Wilde. Dieser Satz spiegelt unser heutiges Dilemma wider: Wir träumen von einem idealen Leben, von der perfekten Version unserer selbst, doch oft bleiben wir in der vertrauten Sicherheit unserer Vorstellungen stecken.
So führen wir zwei Leben: das reale, geprägt von täglicher Routine und das potenzielle, das in unserer Vorstellung existiert und immer auf den richtigen Moment wartet. Übermüdet, gestresst und manchmal resigniert, lassen wir die Gelegenheit verstreichen, unser Traumleben zu ergreifen. Doch warum verharren wir in der Komfortzone, anstatt aktiv zu werden?

Die Sicherheit der Gewohnheit versus das Unbekannte
Das echte Leben ist herausfordernd und selten perfekt. Aber wir sind vertraut damit, kennen es nicht anders. Der starke Kontrast zwischen der Sicherheit unserer täglichen Routinen und den Unsicherheiten, die das Streben nach unseren tiefsten Wünschen mit sich bringt, schürt oft eine Angst vor dem Unbekannten und dem möglichen Scheitern. Bequemlichkeit, Süchte und Glaubenssätze sind nur einige der Faktoren, die uns in der Komfortzone halten. Wir tendieren dazu, das Bekannte dem Neuen vorzuziehen, selbst wenn das Bekannte unbefriedigend ist, weil die Angst vor dem Unberechenbaren, Versagen und den Widerständen groß ist.

Lektionen des Stillstands
Der Erfinder Benjamin Franklin sagte einst: „Ich bin nie gescheitert, ich hatte nur 10.000 Ideen, die nicht funktionierten.“ Der Weg zum ‚Besten‘ erfordert demnach eine Reihe von Versuchen und Irrtümern, eine lange Kette von kleinen Schritten, die mutmaßlich ins Leere laufen können.

Tatsächlich sind genau diese Momente des Leerlaufs, des scheinbaren Stillstands, des „Täglich-grüßt-das-Murmeltier“ nicht nur verlorene Zeit. Wir brauchen sie weder bedauern, noch mit Scham begegnen, sondern: mit Dankbarkeit. Warum? Weil uns diese Phasen Lektionen erteilen. Sie statten uns mit einer Art Unzufriedenheit aus, bis der Leidensdruck psychisch oder physisch so groß wird, dass er als Brennstoff für Veränderung dienen kann. 

Kleine Schritte als Brücke
Jeder Moment des Zögerns kann ein Schritt hin zur Erkenntnis sein, was bei uns funktioniert und was nicht. Stillstand kann Raum für Selbstreflexion bieten. Die Bedeutung des Scheiterns etwa nicht als Niederlage, sondern als wichtigen Teil unseres Lernprozesses zu definieren. Die Erkenntnis der Unzufriedenheit kann eine persönlichen Brücke bauen, um vom Träumen ins Handeln zu kommen. Mit einer bewährten Methode: in kleinen Schritten.

Nicht wie lange man lebt, sondern wie lebendig man ist, darum geht es. 
Prof. Dr. Gerald Hüther

Du verlierst nie. Entweder du gewinnst oder du lernst.

 
 
 
 
 
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